4. Tag: 31. Oktober 2007
Flaute, herrlichstes Sonnenwetter, aber kein Wind. Und das im Herbst im Golf von Biskaya! Wohl oder übel müssen wir durch die Biskaya motoren. Wegen des ruhigen Wetters wird den ganzen Tag am Schiff gearbeitet: Rost geklopft, schadhafte Lackstellen überstrichen, Jagerschot repariert und so weiter.
Abends ist zunächst die reduzierte Maschinenwache angesagt, dann wird aber doch Segelwache angeordnet. Und wie sich zeigt, mit Recht. Schon während meines Rudertörns von 22:00 – 23:00 Uhr nimmt der Wind zu. Ich bin schon reichlich müde und hoffe, daß das Segelsetzen die folgende Wache erwischen würde. Aber nein, um 23:15 Uhr geht es los: Voruntermars, Großuntermars, Vorobermars, Großobermars, Fock, Groß, Vorbram, Großbram; nur die Royals und das Skysegel bleiben uns erspart und der Nachfolgewache überlassen. Eine gute halbe Stunde dauert das Manöver, und dann, als die Segel oben sind und die Maschine aus ist, dann hat sich die Plackerei doch gelohnt und wir genießen die dunkle Nacht und das Rauschen des Meeres.
Mittagsposition: 47° 24,0’ N 07° 58,0’ W
Etmal: 169 sm
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5. Tag: 1. November 2007
Ich werde schon um 6:30 Uhr geweckt … zur Backschaft, die hatte ich vollständig verdrängt. Was gibt es über so einen Tag zu berichten? Bei den Mahlzeiten wird auf- und abgebackt, die Schüsseln müssen nachgefüllt und sonstige Wünsche der Mannschaft erfüllt werden. Zwischen den Mahlzeiten sind diverse Reinigungsarbeiten und anderweitige Küchenarbeiten zu erledigen.
Alles in allem ein volles Programm und wenig Zeit an Deck. Und das, obwohl wir an diesem Tag richtig guten Segelwind hatten, so viel, daß am Abend nach Bram und Royals auch noch die Obermarssegel weggenommen werden mußten. Weit draußen auf dem Atlantik läuft die Alex bei sechs Windstärken teilweise 10 Knoten. Immer wieder durchnässen einzelne überkommende Wellen nicht oder nicht rechtzeitig in das Ölzeug gestiegene Mitsegler.
Mittagsposition: 45° 13,0’ N 10° 39,0’ W
Etmal: 179 sm
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6. Tag: 2. November 2007
Morgens gegen 6:00 Uhr erreichen wir den westlichsten Punkt unseres Törns: 11° 35’ W.
Nach der Backschaft heute wieder Normalwache. In der Morgenwache bin ich zunächst als Ausguck eingeteilt, anschließend finden Spleißübungen statt. Aber am Nachmittag in der Freiwache gibt es den eigentlichen Tageshöhepunkt: mit Heiner steige ich ins Großtopp. Erst auf der Skyrah findet der Trip sein Ende, höher geht es auf diesem Schiff nicht! Nun gibt es keine neuen Herausforderungen mehr, aber um der Wahrheit die Ehre zu geben, ganz unberührt hat mich der Aufstieg nicht gelassen. Die Höhe ist nicht das Problem, aber nach der Bramsaling verengen sich die Wanten auf Fußbreite, damit fehlt einem beim Stampfen des Schiffes die Längsstabiliät. Dazu kommt das Überholen des Schiffes nach Luv bei den Rollbewegungen in der Welle. Aber dafür ist es auf der Skyrah wunderbar! Gut 30 m über dem Deck verspürt man die große Freiheit.
Im Rigg ist der Sicherheitsgurt vorgeschrieben. Wenn man nicht gerade bei Auf- und Abstieg ist, pickt man sich ein, das gibt Sicherheit. Anders war es in der klassischen Windjammerzeit, wo Johnson über die Arbeit im Rigg der Peking sagt: Safety Regulations here on this ship? They never heard the word. Safety what’s that? Take care of yourself in every case and you’ll be alright. And that’s what I did. Ein wenig haben sich die Zeiten doch geändert.
In der Abendwache „mache“ ich das Wetter: Luftdruck, relative Luftfeuchte, Wassertemperatur, Windstärke und –richtung, Bewölkung, Wellengang, magnetischer Kurs und Kurs nach dem Kreiselkompaß. Alle Werte müssen notiert werden und alle Messungen sollen möglichst traditionell erfolgen. Aber ob die kommerzielle Segelschiffahrt vor 100 Jahren tatsächlich ein Psychrometer für die Messung der relativen Luftfeuchte verwendet hat? Na ja, mir kann es egal sein.
Mittagsposition: 42° 56,0’ N 11° 27,0’ W
Etmal: 146 sm