7. Seetag: 6. April 2008
Ein ereignisarmer, aber sehr schöner Tag. Ab morgens Sonne, zunächst noch ab und zu von den Wolken verdeckt, dann strahlend blauer Himmel. Es frischt immer mehr auf. Nach dem Mittag haben wir 6 bis 7 Windstärken. Die ersten Spritzer kommen über die Reling. Der blaue Himmel, das grünblaue Meer mit den weißen Schaumkappen, einfach wunderbar. Unter unserer Besegelung erreichen wir bis zu 12 Knoten. Konstantinowitsch ist ganz begeistert von der Fahrt. Nach dem Kaffeetrinken läßt der Kapitän die Obermarssegel wegnehmen. Wir sind sonst zu schnell in Lissabon, sagt der Segelmacher. Auch ohne die Obermarssegel erreichen wir noch 8-9 Knoten (die Laisz-Kapitäne hätten unter diesen Bedingungen natürlich noch Vollzeug gesegelt). Vereinzelt beobachten wir Delphine.
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8. Seetag: 7. April 2008
Morgens an Deck. Direkter Kurs auf Lissabon abgesetzt. Der Wind kommt sehr vorlich, die Rahsegel stehen back, die Stagsegel killen, 0 bis 1 Knoten. Während des Frühstücks werden die vorderen drei Stengestagsegel heruntergenommen, danach auch die Untermarssegel. Dann beginnt man, die Bramsegel segelfertig zu machen: Annähen, Gordinge und Geitaue einscheren (alle drei Masten). Während des Vormittags beginnt es zur regnen, dann zwischen Mittag und Kaffeetrinken wieder Sonne. Es wird immer noch nach dem Leck gesucht. Zu diesem Ende wird der BB-Ballasttank leergepumpt. Dadurch hat das Schiff etwas Schlagseite nach Steuerbord. Nach dem Kaffeetrinken wird umgebraßt. Die Hoffnung ist, daß wir etwas mehr westlich gehen und dann mit SW-W nach Lissabon segeln können.
Abends brist es auf. Um 22:00 Uhr bin ich noch einmal an Deck. Ca. 8 Windstärken und hohe Wellen. In der Dunkelheit sind die Schaumkämme zu erkennen. Das Schiff arbeitet ohne Segel schwer in der See. Vielleicht hätten hier Stagsegel etwas helfen können. Nachts schlägt das Schiff einen ersten Haken nach NW, ist aber pünktlich am nächsten Morgen wieder auf Kurs.
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9. Seetag: 8. April 2008
Morgens Sonnenschein, viel weniger Wind und noch etwas Dünung. Jan und ich schauen bei den Decksarbeiten zu. Eine neue Brasse wird in den Block eingeschoren. Dann bekommen wir eine weitere Stunde auf der Brücke mit dem Fokus Wetter. Grigorij zeigt uns die verschiedenen Wetterkarten und -vorhersagen. Leider werden diese nicht genutzt, um einen optimalen Kurs unter Segeln zu finden. Anschließend bestimmen wir mit dem Sextanten die Sonnenhöhe.
Nach dem „Kaffee“ mit vollem Ölzeug bei strömenden Regen und sich verstärkendem Wind ganz alleine vorne auf der Back. Wieviel schöner ist das doch als im Büro zu sitzen!
Gegen Mitternacht gehen wir bei stürmischem Wetter noch an Deck und erleben den Wachwechsel. Dunkelheit, das Knattern des Windes und das Rauschen der Wellen …
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10. Seetag: 9. April 2008
Dieser Tag ist ereignislos. Nach einem erneuten nächtlichen Haken nach Norden, motoren wir wieder mit gedrosselter Geschwindigkeit gen Süden.
Nachmittags wird Rolf auf die Brücke gerufen: der Hafen von Lissabon werde wegen orkanartiger SSW-Stürme geschlossen. Allerdings gibt es an Bord der Sedov keinerlei Vorbereitungsarbeiten für einen Sturm. Keine Strecktaue, kein Verschlußzustand, keine Versuche, Seeraum zu gewinnen.