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1. Seetag: 31. März 2008

… das Schiff liegt um 7:00 Uhr nicht mehr an der Pier.

Ab 4:00 Uhr gab es Lautsprecherdurchsagen. Um zehn Minuten vor sechs sehe ich durch mein Bullauge noch die Kaimauer. 20 Minuten nach sechs höre ich die Maschine mit voller Kraft laufen. Die Kaimauer ist verschwunden. Endlich geht es wirklich los …

Übriggeblieben sind von uns Trainees nur noch Werner (Sedov-Veteran mit mehr als 10 Törns), Jan aus Dänemark (ebenfalls ein alter Fahrensmann, aber auf der Sedov neu), Michel (begeisterter Segelneuling), Christian (eigentlich ein Fan der Krusenstern, aber wegen Fahrplanverschiebungen ersatzweise auf die Sedov aufgestiegen) und ich.

Der Wind wird ständig schwächer, das Wetter besser. Weit hinter Borkum wird der Lotse abgeholt. Nun haben wir blauen Himmel, glatte See und ein bis zwei Windstärken. Das wird den ganzen Tag nicht anders werden. Nach dem Mittagessen zeigt Grigorij uns das ganze Schiff, vor allem die Orte, wo die Überlebensanzüge liegen. Danach Riggtraining für die, die wollen. Das ist außer mir nur Michel. Heute geht es erst einmal zur Marssaling am Großmast, morgen soll es weitergehen.

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2. Seetag: 1. April 2008

Vor dem Frühstück schnell an Deck, um die Position zu nehmen. Der Wind hat aufgefrischt, im Laufe des Vormittags geht er auf 5 bis 6 Bft. Nach dem Frühstück für Christian und mich Brückenbesichtigung. Second mate Gregorij erklärt uns die Geräte (Radar, AIS, Echolot, elektronische Seekarte). Mit dieser Elektronik ist es ja ein Kinderspiel, ein Schiff zu führen Smiley

Nach dem Mittagessen an Deck, blauer Himmel, Sonnenschein und achterlicher Wind. 10 Knoten! Aber die Freude darüber schlägt schnell in Entsetzen um. Achterlicher Wind? Der kam doch gerade noch von vorne! Tatsächlich, wir fahren gerade zurück. Die Nerven liegen blank, die Erfahrung der vergangenen Woche steckt noch in den Knochen. Mit 10 bis 11 Knoten fahren wir zurück, schon haben wir sämtlichen Raum verloren, den wir seit 7:00 Uhr gewonnen haben. Das böse Wort von „Emden“ macht die Runde. Schließlich gegen 16:00 Uhr dreht die Sedov wieder … und es werden tatsächlich die Stengestagsegel gesetzt. Diese machen einen Knoten (insgesamt 4 kn) aus. Als ich abends in die Koje gehe, haben wir kumuliert doch tatsächlich schon fast 10 Seemeilen seit morgens 7:00 Uhr gut gemacht.

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3. Seetag: 2. April 2008

Wir laufen nach wie vor unter Stagsegeln, zunächst 180° mit halbem Wind, später wieder Kurs ca. 220° Richtung Dover. Nach dem Mittagessen gibt uns Grigorij einen kurzen Einblick in die Geschichte des Schiffes. Mittlerweile kommt die Kreideküste von Dover in Sicht. Hier ereilte die Preußen ihr Schicksal. Reger Fährverkehr zwischen Dover und Calais. Das Feuerschiff Varne Bank kommt in Sicht.

Dann um 17:00 Uhr Bordzeit Segelalarm. Zum ersten Mal wurden die Untermassegel gesetzt, allerdings nur kurzzeitig. Der Wind war zu schwach, außerdem hätten wir abfallen müssen. Mit den Untermarssegeln wurden auch die Stagsegel geborgen. Wir sind wieder ein Dampfer.

Nach dem Abendessen überholt uns die uns schon den ganzen Tag verfolgende Dar Młodzieży, Schwesterschiff von Mir, Kershones, Nadeshda, … alle in den 80iger Jahren in Gdingen gebaut. Dar Mlłodzieży ist kein klassisches Schiff, insbesondere die Aufbauten sind häßlich. Von beiden Seiten wurde photographiert und das Schiffshorn betätigt. Unseres hört sich besser an!

Nach dem obligatorischen Abendbier im Leninsaal genieße ich auf dem dunklen Deck noch einmal die christliche Seefahrt. Es ist doch durch nichts zu übertreffen, nachts alleine an Deck eines Schiffes zu sein, die Sterne zu sehen und das Rauschen des Meeres zu hören.

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