Allen Gardiner
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Captain Allen F. Gardiner, R.N. (* 28. Juni 1794 in Basildon, Berkshire, England; † 6. September 1851 in Bahía Aguirre, Feuerland) war Marineoffizier und Missionar. Er war von seiner Mission, das Evangelium zu den Menschen in den am meisten vernachlässigten Gegenden der Welt zu bringen, durchdrungen. Diese Berufung führte zu einem höchst ungewöhnlichen, ja dramatischen, von übermenschlicher Geduld, Gottvertrauen und Gottergebenheit geprägten Leben.
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Kindheit
Allen Francis Gardiner wurde als fünftes Kind frommer und wohlhabender Eltern geboren. Sein Vater Samuel Gardiner war Herr zu Coombe Lodge, County Oxford. Er erhielt von seinen Eltern eine sorgfältige und religiöse Erziehung, jedoch starb seine Mutter schon früh, so daß ihm der innere Halt verloren ging. Zeitgenössische Quellen sprechen später von einem leichtsinnigen und gottlosen Lebenswandel. Die Seefahrt und das Abenteuer scheint auf ihn von Kindheit an eine große Anziehungskraft auszuüben, folgerichtig betrat er schon mit knapp 14 Jahren, am 13. Februar 1808, das Royal Naval College in Portsmouth.
[Bearbeiten] Dienst in der Royal Navy
Ab Juni 1810 fährt Gardiner im Dienste der Royal Navy zur See. Zunächst als Freiwilliger auf der Fortunée unter Kapitän Henry Vansittart. Dann, von März 1811 bis August 1814, auf der Phoebe unter Kapitän Hillyar. Er ist beteiligt an Seegefechten: Mai 1811 ein Gefecht mit drei französischen Fregatten, von denen zwei, die Renommée und die Néréide, gekapert wurden, August 1814 Seeschlacht vor Valparaiso im Rahmen des Krieges zwischen Amerika und Großbritannien (1812-1814), die amerikanische Essex wird gekapert. Gardiner gehört zu den Offizieren, die ausgewählt werden, um die Prise nach England zu bringen. Im Dezember des gleichen Jahres Beförderung zum Lieutenant. 1815 dient er dann auf der Ganymede, 1819 auf der Leander, dem Flaggschiff von Konteradmiral Sir Henry Blackwood. Mit diesem Schiff fährt er über das das Kap der Guten Hoffnung nach Trincomalee (Ceylon). 1820 wechselt er auf die Dauntless unter Kapitän Valentyn Gardner, mit der er in Fernost unterwegs ist, Madras, Penang (Malaysia), Malakka, Singapur, Manila, Macao und erneut Trincomalee. In Trincomalee wird die Dauntless überholt und mit neuer Führung unter Kapitän Gambier geht es über Port Jackson (Neuseeland) nach Chile und Peru, von dort wieder zurück über die Marquesas, Tahiti und China nach Sydney. Krankheitsbedingt heuert er ab und kehrt über das Kap der Guten Hoffnung nach England zurück (Portsmouth, 31. Oktober 1822).
Die Zeit auf der Dauntless fällt in eine wichtige Phase seiner persönlichen Entwicklung: die (Wieder-)Bekehrung zum Christentum und die Entstehung des Wunsches, selber missionierend tätig zu werden. Schon 1818 scheint die Begegnung mit einer sehr gläubigen Freundin seiner Mutter, Lady Grey, einen ersten Anstoß zu geben. Jedenfalls wird die Geschichte kolportiert, daß Gardiner zu diesem Zeitpunkt eine Bibel kauft, jedoch vor dem Buchladen lange Zeit wartet, um unbeobachtet den Laden betreten zu können. Dann, auf der Dauntless, scheinen ernste Ermahnungen in den Briefen seines Vaters und schriftliche Vorhaltungen besagter Freundin der Mutter die endgültige Rückkehr zum Glauben zu bewirken. Der Wille zur Mission erwuchs aus den negativen Erfahrung mit der katholischen Kirche in Südamerika und aus der auf Tahiti positiv erlebten Frische der beginnenden anglikanischen Mission.
Nach seiner Rückkehr nach England 1822 versuchte er ohne Erfolg, die London Missionary Society für die Mission bei den vernachlässigten Indianern Südamerikas zu interessieren. Ein Gespräch mit dem Bischoff von Gloucester ließ ihn schließlich zunächst in seinem Beruf bei der Royal Navy bleiben.
1823 heiratet Gardiner Julia Susanna Reade, die zweite Tochter von John Reade, Herr zu Ipsden House (County Oxford). Aus der überaus glücklichen Ehe gehen fünf Kinder hervor, von denen aber nur vier die Mutter überleben. Der Dienst des jungen Ehemanns in der Navy geht weiter, 1824 auf der Jupiter, 1825 als Kapitän auf der Clinker. 1826 wird er schließlich Commander. Damit endet seine Karriere in der Marine. In der Folgezeit widmet er sich seiner zunehmend kränker werdenden Frau und der Unterstützung verschiedener kirchlicher Vereinigungen. Auch für die Church Missionary Society (CMS) ist er unterwegs.
Am 23. Mai 1834 stirbt Gardiners Frau und er folgt nun endlich seiner Berufung zum Missionar.
[Bearbeiten] Mission im Süden Afrikas
Am 24. August 1834 segelt Gardiner auf der Bark Wellington mit der Absicht nach Kapstadt los, den Boden für die Missionierung der Zulus zu bereiten. Zusammen mit seinem polnischen Begleiter Berken reist er auf dem Landwege von Kapstadt über Grahamstown in das damalige Port Natal, einer Siedlung, deren Einwohner aus einigen englischen Händlern, ein paar Hottentotten und dreitausend Zulu bestand. Man führe sich vor Augen, daß dies keine Reise im heutigen Sinne war, sondern ein einziges Abenteuer. Es gab keine Straßen oder Verkehrsmittel. Durch unerschlossenen Dschungel führten im besten Falle Pfade, die immer wieder von reißenden Strömen unterbrochen waren. Dazu kam die ständige, unberechenbare Bedrohung durch wilde Stämme; die Begegnung mit ihnen konnte freundlich verlaufen, aber auch tödlich enden. Schließlich erreichten die beiden Port Natal. Gardiner gelang es, das Vertrauen des grausamen, diktatorisch regierenden Zulu-Königs Dingane (auch Dingarn geschrieben) zu gewinnen. Und nun wird die Geschichte noch phantastischer: Dingane übergab Gardiner das Gebiet zwischen dem Indischen Ozean und den Drakensbergen (Ost-Westrichtung) sowie den Flüssen Tugela und Umzimvubu (Nord-Südrichtung), alles in allem mehr als 50.000 km². Welchen Charakter diese Gebietsübergabe hatte, das ist schwer zu bestimmen. Jedenfalls war sie so ernsthaft gemeint, daß Gardiner sie nicht für sich sondern nur für die englische Krone annehmen wollte. Zur Abstimmung reiste er zunächst zum Gespräch mit dem Gouverneur der Kapprovinz D’Urban nach Grahamstown und anschließend an Bord der Liverpool nach England (1836).
In England heiratete er in zweiter Ehe Elisabeth-Lydia Marsh, die älteste Tochter von Reverend Edward Garrard Marsh. Nach Verhandlungen mit der Church Missionary Society entsendet diese Reverend Francis Owen zur Missionierung nach Port Natal. Mit der Ehefrau, drei Töchtern aus erster Ehe und der Familie Owen schifft Gardiner sich am 24. Dezember 1936 erneut mit Ziel Port Natal ein. Kurz vor der Ankunft verstarb die älteste Tochter Julia, die auf dem Gelände der von Gardiner gegründeten Missionsstation Berea begraben wurde. Das Grab ist noch heute auf dem Friedhof von St. Thomas zu sehen, eine benachbarte Straße heißt nach ihr Julia Road. Gardiner errichtete eine neue Missionsstation Hambanati auf halber Strecke zwischen Port Natal und dem Tugela am Toongat Fluß.
Nun braut sich Unheil zusammen: Buren, die von der Freundlichkeit Dinganes gegenüber Gardiner gehört hatten, wollten ähnliche Konzessionen von Dingane erhalten. Die Kontakte endeten jedoch in den Massakern an 70 Voortrekkern im königlichen Kraal (6. Februar 1838) und demjenigen bei Bloukranz. Die Situation für die Fortführung der Arbeit war in der aufgewühlten Atmosphäre hoffnungslos, so verließ Gardiner das Land, um an anderer Stelle seine Arbeit fortzusetzen.
Noch nachzutragen zu der afrikanischen Episode ist, daß Allen Gardiner einer der Gründer von Durban ist. Am 25. Juni 1835 gründet er mit englischen Händlern und Jägern auf dem Boden von Port Natal die Stadt Durban, der Name wurde zu Ehren des Gouverneurs der Kapkolonie Benjamin d’Urban so gewählt.
[Bearbeiten] Einmal um die Erde
Es beginnt eine unglaubliche Reisetätigkeit. Am 15. Mai 1838 schifft Gardiner sich mit seiner Frau und den verbliebenen beiden Töchtern in Kapstadt nach Rio de Janeiro und dann Buenos Aires ein. Von dort ging es 900 Meilen durch die Pampa nach Mendoza und über die Kordilleren nach Concepción am Bío-Bío (Chile), das man im Dezember 1838 erreicht. Von Concepción aus unternimmt er mehrere abenteuerlich Reisen, um Ziele für die Missionierung zu erkunden. Unter anderem besucht er die wilden Mapuche, die damals noch die vollständige Unabhängigkeit gegenüber den Spaniern behaupteten (später wird sein Sohn, Allen W. Gardiner, bei den Mapuche missionieren). Diese Reisen aber auch die Weiterreise nach Valdivia brachte nicht die gewünschten Erfolge. So schiffte Gardiner sich am 29. Mai 1839 in Valparaiso auf der erneuten Suche nach einem geeigneten Platz zur Missionierung ein.
Über Tahiti, Sydney gelangte er im Oktober 1839 nach Timor. Dies war der Ausgangspunkt für das ins Auge genommene Ziel Ternate in Neuguinea. Er entkommt Schiffbruch und Piraten knapp, die Familie erkrankt an schwerem Fieber, Erdbeben und andere Schwierigkeiten stellen sich ihm in den Weg. Letztendlich scheitern Gardiners Bemühungen für den Aufbau einer Mission in Ternate aber an holländischen Gouverneuren und moslemischen Sultanen. Zur Wiederherstellung der Gesundheit fährt die Familie nach Kapstadt. Bald reist man jedoch wieder zurück nach Südamerika. Über Valparaiso gelangt die Familie schließlich auf die Insel Chiloe (Juli 1841). Auf der Fahrt zu der Insel wird er von einem katholischen Mönch wiedererkannt, der schon beim ersten Aufenthalt Gardiners in Chile dessen Projekte hintertrieb. Auch jetzt versteht er es, Gardiner so viele Schwierigkeiten zu bereiten, daß Gardiner schließlich im November 1841 auf dem Seewege nach Falkland reist, wo er am 24. Dezember 1841 in Port Louis eintrifft. Von dort aus sondiert er, zunächst erfolgreich, Möglichkeiten der Missionierung in der Magellanstraße (März 1842). Da seinen Schreiben um Unterstützung an die Church Missionary Society kein Erfolg beschieden war, segelte Gardiner schließlich mit seiner Familie über Rio de Janeiro (von dort an Bord des schwedischen Schiffs Fanchon) nach England zurück.
Im Februar 1843, nach reichlich sechs Jahren Abwesenheit, Reisen um den ganzen Globus und dem Besuch der wildesten Gegenden dieser Erde, traf Gardiner wieder in der Heimat ein. Die Abenteuer, Strapazen und Entbehrungen, die auch von der Ehefrau und den beiden kleinen Töchtern geteilt wurden, scheinen aus heutiger Sicht unglaublich. Und trotzdem war Gardiner seiner Berufung kein bißchen müde geworden. Er suchte in England Unterstützung für seine Missionsvorhaben in Patagonien und ging wegen mangelnden Erfolgs 1843 zunächst im Auftrage der Bibelgesellschaft erneut nach Südamerika, um Bibeln zu verteilen. Diese Reise dauerte 7 Monate. Nach der Rückkehr gründete Gardiner im Juli 1844 die Patagonian Missionary Society (PMS). In deren Auftrag fährt er erneut zur Magellanstraße, wovon weiter unten zu berichten sein wird.
Trotz großer Anstrengungen vermag Gardiner es nicht, Mittel für eine weitere Mission nach Patagonien zu erlangen. So macht er sich zu einer neuen großen Missionsreise an die Westküste Südamerikas auf. Am 23. September 1845 segelt er zusammen mit dem jungen spanischen Protestanten Federigo Gonzales an Bord der Plata von Liverpool aus nach Montevideo, von dort mit der Brigg Alciope nach Valparaiso und dann mit dem französischen Schiff Leonie weiter nach Cobija (5. Februar 1846). Cobija wird zum Ausgangspunkt der Reise über die Kordilleren nach Tarija, danach geht es nach Carapari (20° 55' 50" S, 64° 42' 15" W), von dort über Zapatera (21° 09' 56" S, 63° 49' 00" W) nach San Luis und Santa Cruz und zurück nach Tarija (25. Juli 1846). Gardiner erwähnt in seinem Tagebuch, daß er mit seinem Begleiter in den fünf Monaten seit Cobija 1061 Meilen „over, perhaps, the worst roads in the world“ zurückgelegt hat. Beide waren während dieser Zeit schwer krank. Im September hat Gardiner beim Präsidenten Boliviens in Chuquisaca eine Audienz und bekommt von diesem weitreichende Vollmachten für die Missionierung der Indianer. Aber auch dieser Erfolg zerschlägt sich, als wenig später ein Staatsstreich den Präsidenten das Amt kostet. Nach einem Aufenthalt in Potosi kehrt Gardiner nach England zurück, im Februar 1847 landet er in Southampton.
[Bearbeiten] Patagonien / Feuerland
Von Anfang an, aber ganz besonders seit seinem Besuch auf dem Falklands im Jahre 1842 lag Gardiner die Missionierung in Patagonien bzw. Feuerland besonders am Herzen. Er hatte damals, 1842, verzweifelt eine Möglichkeit zur Reise von den Falkland Inseln in die Magellanstraße gesucht. Doch auf Falkland legten nur Walfänger an, die Wale fangen und nicht in die Magellanstraße reisen wollten. Gardiner bot 200 Pfund, der Gegenwert eines Wales, für eine Überfahrt, doch kein Schiff fand sich zu dieser Reise bereit. Schließlich heuerte er einen gebrechlichen Schoner, die Montgomery, für 100 Pfund an. Der erste Kontakt mit den Eingeborenen auf der unwirtlichen Südseite der Magellanstraße, Feuerland, verlief so erfolglos, daß Gardiner nach Cape Gregory auf der Nordseite, an der zweiten Enge in der Magellanstraße, segelte. Dort, Oazy Harbour (Seno Oazy, 52° 41' S, 70° 32' W), fand er freundliche Aufnahme bei einem Stamm. Um die notwendigen Mittel für die weitere Missionierung zu beschaffen, segelt Gardiner zu den Falklands und von dort mit seiner Familie nach England. Doch es wird, wie oben geschildert, 1845 bis er endlich, mit den Mitteln der von ihm gegründeten PMS ausgestattet, wieder zu diesem Stamm zurückkehren kann. Im Februar trifft er mit dem Schuldirektor Robert Hunt auf der Brigg Rosalie in Oazy Harbour ein. Die Verhältnisse bei dem Stamm haben sich jedoch in der Zwischenzeit geändert. Zudem hintertreibt ein Padre indianischen Blutes die Bemühungen Gardiners. Unverrichteterdinge fährt man auf der Bark Ganges zurück nach England, wo die beiden Missionare im Juni 1845 eintreffen. Der Mißerfolg führt zu großer Enttäuschung bei der Missionsgesellschaft.
Auch nach diesem Fehlschlag gibt Gardiner seinen Plan zur Missionierung in Patagonien nicht auf. Sein Augenmerk richtete sich nach den Erfahrungen in der Magellanstraße nun auf den äußersten Süden des Kontinents, dort wohin der spanische Einfluß und damit der Einfluß der katholischen Kirche nicht reichen. Er reist durch das Vereinigte Königreich und versucht mit Vortragsreisen für die Idee zu werben und Geld zu sammeln. Schließlich, im Januar 1848, konnte er sich endlich mit 3 Begleitern und ausgerüstet mit zwei Barkassen und Zelten an Bord der Clymene, die nach Payta (Peru) bestimmt war, in Richtung Feuerland einschiffen. Im März gehen sie an der Südostspitze von Picton Island (Isla Picton) an Land. Da die Gegend für eine Missionsstation nicht geeignet schien, verholte man sich nach Banner Cove (Caleta Banner) an der Nordküste von Picton. Beim Versuch zur Clymene zurückzukehren gerieten sie in Sturm und wurden auf Lennox Island (Isla Lennox) schiffbrüchig. Glücklicherweise wurden sie dort aber am folgenden Tag von der Clymene gefunden. Mit der Clymene kehren die Missionare nach Banner Cove zurück. Ein Lagerhaus wird errichtet, aber das feindliche und räuberische Verhalten der Eingeborenen führt ein vorläufiges Ende der Mission herbei. Gardiner und seine Mannen fahren auf der Clymene am 1. April weiter nach Payta und von dort aus über Panama wieder nach England.
Nach diesem erneuten Mißerfolg versucht Gardiner die bei den Grönländern mit der Mission erfolgreiche Herrenhuter Brüdergemeinde für das Vorhaben zu gewinnen, aber diese betrachten die Missionierung in Feuerland als undurchführbar. Gardiner gibt nicht auf und erreicht tatsächlich die Ausrüstung einer neuen Expedition nach Feuerland.
[Bearbeiten] Das dramatische Ende
Am 7. September 1850 schifft Gardiner sich mit sechs Mitstreitern in Liverpool auf der Bark Ocean Queen ein. Ihn begleiten Joseph Erwin (Zimmermann, er hatte Gardiner schon auf der Reise von 1848 begleitet), John Maidment (als Katechet), Richard Williams (Arzt und Laienprediger) und die drei Seeleute John Pearce, John Badcock und John Bryant. Die Ocean Queen unter Kapitän Cooper ist nach San Francisco bestimmt und soll Gardiner auf Feuerland absetzen. An Bord des Schiffes werden Proviant für sechs Monate und die beiden 26-Fuß-Barkassen Pioneer und Speedwell sowie zwei Beiboote von jeweils 8 Fuß Länge genommen, mit denen Gardiner sich in Feuerland bewegen will.
Nach dreimonatiger Reise ankert die Ocean Queen am 5. Dezember 1850 vor Picton Island. Gardiner geht mit seinen Männern in Banner Cove (Caleta Banner) an Land, die Ocean Queen setzt am 19. Dezember ihre Reise fort. Aus den widersprüchlichen Berichten muß man schließen, daß zumindest ein Teil der Munition für die Missionare an Bord der Ocean Queen vergessen wurde. Zunächst gab es aber große Probleme mit den unberechenbaren, zum Teil feindseligen Eingeboren. Geplant war, mit den beiden Barkassen weiter nach Westen zu dem seinerzeit mit der Beagle nach England gebrachten und englisch sprechenden Yámana-Indianer Jemmy Button vorzustoßen. Mit seiner Hilfe als Dolmetscher hoffte man sich mit den Eingeborenen auf Picton zu verständigen. Zuvor sollten die mitgebrachten Vorräte an einem sicheren Ort deponiert werden, doch die Versuche zu diesem Zwecke Blomfield Harbour an der Nordseite des Beagle-Kanals zu erreichen, scheitern dreimal an den stürmischen Wetterbedingungen, beim dritten Mal wurde man gar bis zur südlich von Picton Island gelegenen Lennox Island (Isla Lennox) abgetrieben (6. Januar 1851). Dort wurden die beiden Barkassen zu Reparaturzwecken aufgeslippt, die Beiboote waren während der Versuche, Blomfield Harbour zu erreichen, verloren gegangen.
Von Lennox Island segelten die Missionare nach Spaniard Harbour (Puerto Español in der NW-Ecke der Bahía Aguirre, 18. Januar 1851, 54° 55' S, 65° 59' W). Doch neues Ungemach nahte, am 1. Februar ließ ein Sturm die Pioneer stranden. Nun war nicht mehr daran zu denken, Jemmy Button zu erreichen. Als einzige Möglichkeit verblieb, auf das in fünf Monaten erwartete Versorgungsschiff zu warten. Die gestrandete Pioneer wurde höher auf den Strand neben eine Höhle gezogen und als Nachtquartier benutzt (Earnest Cove). Ende März fährt man wegen versiegender Vorräte noch einmal nach Banner Cove, um dort vergrabene Vorräte zu holen. Die Schiffbrüchigen vergraben hier eine Flaschenpost für das erwartete Versorgungsschiff und schreiben mit großen Lettern an den aufragenden Felsen: „Dig below. Go to Spaniard Harbour. March 1851“. Von den Eingeborenen konnte im Tauschhandel noch Fische erworben werden, aber die Feindseligkeiten nehmen zu und am 29. März fährt man endgültig und für immer zurück nach Spaniard Harbour.
Die Speedwell wird in Cook’s River (Río Bonpland) hineingezogen. Man hat nun zwei Standorte in Spaniard Harbour, Cook’s River mit der Speedwell und Earnest Cove mit der gestrandeten Pioneer, beide etwa 2 Meilen voneinander entfernt. Die Versorgungslage verschlechtert sich zusehends, Williams und Badcock bekommen Skorbut. Der Winter der Südhalbkugel beginnt. Ende Mai wird das verbliebene Fischernetz zerstört. Als erster stirbt Badcock an Hunger und den erlebten Strapazen (28. Juni), dann folgen im August Erwin (23.) und Bryant (26.). Am 3. oder 4. September stirbt Maidment und am 6. September Gardiner. Beide waren zuletzt bei der Pioneer in Earnest Cover. Auch die bei der Speedwell befindlichen Williams und Pearce sterben in diesen Tagen.
[Bearbeiten] Epilog
[Bearbeiten] Die Hilfe kommt zu spät
Die Missionsgesellschaft in England bemühte sich um ein Schiff für den Nachschub, aber ohne Erfolg. Man vertraute wohl auch ein wenig zu sehr auf die Äußerungen von Captain Gardiner, daß in Feuerland ausreichend Fisch und Wild für die Ernährung vorhanden wäre, und auf seine Verbindung zu Samuel Lafonte. In der Tat hatte dieser Händler aus Montevideo mit großen Besitzungen auf Falkland bereits drei Schiffe angewiesen, einen Zwischenstopp auf Picton Island einzulegen und Nachschub zu liefern, aber diesen Anweisungen war nicht Folge geleistet worden. Lafonte schickte dann ausschließlich zu dem Zweck, nach Gardiner und seinen Leuten zu suchen, die John Davison unter Kapitän Smyley nach Feuerland. Am 21. Oktober 1851 finden sie die Inschrift am Felsen in Banner Cove und graben die Flaschenpost aus, am 22. Oktober treffen sie in Spaniard Harbour ein. Sie finden dort die Leichen von Pearce und Williams und das Grab von Badcock. Ein heftiger Sturm verhindert weitere Nachforschungen, das Schicksal von Gardiner und Maidment bleibt offen.
Zu gleicher Zeit hatte die englische Admiralität in Sorge um das Schicksal von Gardiner HMS Dido unter Kapitän Morshead die Anweisung gegeben auf dem Wege in den Pazifik einen Abstecher nach Picton Island zu machen und nach den Missionaren zu suchen. Die Dido erreicht am 19. Januar 1852 Banner Cove, findet dort zwar nicht mehr die bereits von den Männern der John Davison ausgegrabene Flaschenpost, die Nachricht am Felsen reicht aber um den Weg nach Spaniard Harbour zu weisen. Dort entdecken sie die Pioneer und die Leichen von Gardiner und Maidment. Gardiner hatte vor seinem Tode noch die gestrandete Pioneer verlassen und war aus Schwäche nicht wieder hineingelangt. Wie schon die John Davison das Tagebuch von Williams sicherstellen konnte, fand die Dido das nahezu unversehrte Tagebuch von Gardiner.
[Bearbeiten] South American Mission Society, Mission in Feuerland
Die Nachricht vom Tode Gardiner rief in England ein gewaltiges Echo hervor. Trotz des bisher deprimierenden Verlaufs der Missionsversuche unternahm die von Gardiner gegründete Patagonian Missionary Society mit Reverend George Packenham Despard einen neuen Anlauf. Der Schoner Allen Gardiner wurde gebaut und stach unter Kapitän William Parker Snow am 24. Oktober 1854 von Bristol aus in See. Auf Keppel, einer kleinen zu den Falklands gehörigen Insel, wurde eine Missionsstation als Ausgangspunkt für die Missionierung von Feuerland gegründet. Bei einer ersten Erkundungsfahrt nach Feuerland nahm man Kontakt mit Jemmy Button auf, so wie es von Gardiner geplant war. Es gab eine regen Austausch, die Feuerländer reisten nach Keppel, die Missionare nach Wulaia ( Isla Navarino), gemeinsam mit den Eingeborenen begann man eine Missionsstation zu bauen. Doch, aus heiterem Himmel, gab es noch einmal einen Rückschlag: am 6. November 1859 erschlugen die Eingeborenen acht von den neun Missionaren und Seemännern der Allen Gardiner. Der Anteil der Button-Familie an der Bluttat wurde nie ganz geklärt.
Mit Waite Hockin Stirling, erster Bischof der Falklands, und Thomas Bridge, der später ein Wörterbuch Yámana-Englisch herausgab, gab es den lang ersehnten Aufschwung. 1864 wurde Gardiners Patagonian Missionary Society in South American Mission Society (SAMS) umbenannt. Es wurden die Missionsstationen in Ushuaia (1869), auf der Isla Bayly nahe Kap Hoorn (1888), an der Bahia Tekenika (Peninsula Hardy, 1892, 55° 21' S, 68° 25' W)) und am Rio Douglas (Navarino, 1907, 55° 10,5' S, 68° 6,5' W) errichtet. Doch europäische Krankheiten und der Zusammenprall mit der weißen Zivilisation ließen die Eingeborenen schnell aussterben, schon 1905 wurden nur noch 650 Yámana gezählt.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Darwin, der aufgrund seiner beiden Feuerlandaufenthalte 1832/33 und 1834 einen engen Bezug zum Schauplatz der geschilderten Ereignisse hatte, so beeindruckt von den Erfolgen der Mission und der Wandlung der Eingeborenen war, daß er Förderer der SAMS wurde.
Die heute noch bestehende SAMS feierte 2001 den 150. Todestag ihres Gründers Allen Gardiner.
Zu Ehren von Gardiner wurde die kleine Insel in Banner Cove (Isla Gardiner, 55° 0,5' S, 66° 55,5' W) und eine Bucht an der Peninsula Hardy in der Nähe der oben erwähnten Missionstsation (Bahía Allen Gardiner, 55° 24' S, 68° 18' W) nach ihm benannt. In der anglikanischen Kirche wird der Todestag Gardiners, der 6. September, als Allen Gardiner Day begangen.
[Bearbeiten] Quellen
- Charles Dickens, A weekly Journal, July 1857 – December 1857, S. 416 ff
- John Ritchie, The Story of Captain Allan Gardiner, Missionary Martyr of dark Patagonia, Kilmarnock
- Hamilton, James: A memoir of Richard Williams, surgeon: catechist to the Patagonian Missionary Society in Tierra del Fuego. London 1854, James Nisbet and Co., 255 Seiten.
- Charlotte Mary Yonge: Pioneers and Founders, London 1874 Macmillan & Co (als e-book)
- Robert Young, South America Missionary Society, 1905, From Cape Horn to Panama (als e-book)
- John W. Marsh, Waite H. Stirling, The Story of Commander Allen Gardiner, R.N., with sketches of missionary work in South America, London, James Nisbet & Co. 1883 (als e-book)
- Robert Steel, Doing Good or the Christian in Walk of Usefulness, Philadelphia, 1859, Perkinpine and Higgins
- B.B. Travel Pictures or Scenes and Adventures in Foreign Lands, London 1860, T. Nelsons and Sons
- Page, Jesse: Captain Allen Gardiner, Sailor and Saint, London 1889, S. W. Partridge & Co
- The Gentleman’s Magazin, London 1852, John Bowyer Nichols and Son, Band 38, Juli bis Dezember 1852